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Schwingen – Schweizer Tradition im Sägemehlring

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Written by Adrian Gramada

Dezember 3, 2025

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Schwingen ist der Schweizer Nationalsport – Tradition seit über 200 Jahren
  • Gekämpft wird in Zwilchhosen auf Sägemehl, Ziel ist der «Schlungg» (Plattwurf)
  • Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest ist der Höhepunkt mit 400’000 Zuschauern
  • Werte wie Respekt, Fairness und Bodenständigkeit prägen den Sport

Schwingen ist die Schweiz. Kein anderer Sport verkörpert helvetische Tradition so stark wie der Kampf im Sägemehlring. Zwei Schwinger greifen sich an den Zwilchhosen und versuchen, den Gegner auf den Rücken zu legen. Simple Regeln, tiefe Wurzeln und eine einzigartige Atmosphäre. Dieser Ratgeber erklärt dir alles über den Nationalsport. Entdecke auch weitere Kampfsportarten in unserem Überblick.

Was ist Schwingen?

Schwingen ist eine Form des Ringens, die in der Schweiz seit dem 13. Jahrhundert praktiziert wird. Der Sport entwickelte sich in den Alpen, wo Sennen und Bauern ihre Kräfte massen. Heute ist Schwingen offiziell Schweizer Nationalsport und zieht Hunderttausende an.

Das Besondere am Schwingen:

  • Gekämpft wird auf Sägemehl (weich, traditionell)
  • Beide Schwinger tragen Zwilchhosen (kurze Jutehosen)
  • Der Griff an der Hose ist Pflicht
  • Sieger ist, wer den Gegner «plattwirft»

Die Schwinger-Werte

Schwingen ist mehr als Sport. Es steht für:

  • Respekt: Sieger hilft Verlierer beim Abklopfen
  • Fairness: Kein Doping, keine Gagen
  • Tradition: Keine Kommerzialisierung
  • Bodenständigkeit: Jeder ist gleich im Ring

Die wichtigsten Schwünge

Ein «Schwung» ist eine Wurftechnik. Es gibt über 100 verschiedene, aber einige dominieren:

SchwungBeschreibungSchwierigkeit
KurzSchneller Zug zur SeiteEinfach
BrienzerAusheben über die HüfteMittel
WyberhaaggeBein einhaken, werfenMittel
HüfterKlassiker über die HüfteMittel
LätzGegner rückwärts werfenSchwer
GammenBeide Beine greifen, hebenSchwer
SchlunggGegner flach auf RückenZiel!

Der Plattwurf (Schlungg)

Ein Gang endet sofort, wenn ein Schwinger den Gegner so wirft, dass beide Schulterblätter und ein Teil des Rückens gleichzeitig das Sägemehl berühren. Das ist der «Schlungg» – der vollkommene Sieg.

Der Ablauf eines Schwingfests

Einteilung und Gänge

Schwinger werden nicht nach Gewichtsklassen eingeteilt. Ein 80-kg-Mann kann gegen einen 120-kg-Riesen antreten. Die Einteilung erfolgt nach bisherigen Resultaten und Stärke.

Ein Schwingfest umfasst:

  • 6–8 Gänge pro Schwinger
  • Gangdauer: Maximal 5–8 Minuten
  • Punkte: 8.75–10 (Sieg), 8.5–9 (Unentschieden)
  • Schlussgang: Die beiden Besten um den Tagessieg

Bewertung

ResultatPunkte
Sieg mit Schlungg10.00
Sieg ohne Schlungg9.75–9.00
Gestellt (Unentschieden)8.75–8.50
Niederlage8.50 und weniger

Das Eidgenössische

Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) ist das grösste Schwingfest und findet alle drei Jahre statt. Es ist das grösste Sportfest der Schweiz:

FaktZahlen
Zuschauer350’000–400’000
Aktive SchwingerCa. 270
Dauer2 Tage
PreisgeldKeines (Naturalpreise)
HauptpreisLebendiger Muni (Stier)

Der Sieger des Eidgenössischen trägt den Titel «Schwingerkönig» – die höchste Ehre im Sport.

Legendäre Schwingerkönige

  • Christian Stucki (2019): Der «Riese von Lyss»
  • Matthias Glarner (2016): Kämpfertyp
  • Kilian Wenger (2010): Jüngster König mit 21
  • Jörg Abderhalden (2004, 2007): Doppelkönig

Training und Einstieg

Wie werde ich Schwinger?

Schwingen lernt man im Verein. Es gibt zwei Wege:

Kinder und Jugendliche: Jungschwinger-Abteilungen nehmen Kinder ab 6 Jahren auf. Das Training ist spielerisch und fokussiert auf Grundbewegungen.

Erwachsene: Viele Clubs haben Breitensport-Abteilungen. Hier können auch Quereinsteiger den Sport lernen.

Typisches Training

Ein Schwingtraining (90 Minuten):

  1. Aufwärmen (15 Min): Laufen, Gymnastik
  2. Fallschule (10 Min): Richtig fallen lernen
  3. Techniktraining (30 Min): Schwünge üben
  4. Zweikampf (25 Min): Übungskämpfe
  5. Kraft (10 Min): Schwingerspezifische Übungen

Körperliche Voraussetzungen

Schwingen erfordert:

  • Griffkraft und Körperspannung
  • Explosivität und Schnelligkeit
  • Ausdauer für mehrere Gänge
  • Beweglichkeit für technische Schwünge

Wenn dich olympisches Ringen interessiert, lies auch unseren Ringen-Ratgeber.

Ausrüstung und Kosten

AusrüstungBeschreibungKosten (CHF)
ZwilchhosenKurze Jutehose50–100
SchwingershirtEnges T-Shirt20–40
TurnhoseFür Training20–40
TrainingsschuheHallenschuhe50–100

Gesamtkosten Anfänger: CHF 100–200 Vereinsbeitrag: CHF 150–300 pro Jahr

Viele Vereine stellen Zwilchhosen für Anfänger zur Verfügung.

Schwingen in der Schweiz

Organisation

  • Eidgenössischer Schwingerverband (ESV): Dachverband
  • 5 Teilverbände: Nach Regionen organisiert
  • Ca. 100 Schwingclubs: Landesweit verteilt
  • Über 6’000 aktive Schwinger: Plus Jungschwinger

Regionale Hochburgen

RegionCharakteristik
EmmentalTraditionell stark, viele Könige
EntlebuchTechnisch versiert
BernGrosse Clubs, viele Aktive
NordwestschweizAufstrebend
InnerschweizTradition und Nachwuchs

Wichtige Feste

  • Eidgenössisches: Alle 3 Jahre, der Höhepunkt
  • Kilchberger Schwinget: Grösstes Jahresfest
  • Unspunnen: Traditionsfest mit Steinstossen
  • Stoos-Schwinget, Rigi-Schwinget: Bergfeste mit Charme

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Kann jeder Schwingen lernen?

Ja, Schwingen ist für alle zugänglich. Es gibt keine Gewichtsklassen, daher werden Anfänger passend eingeteilt. Viele Vereine haben Breitensport-Abteilungen für Erwachsene ohne Wettkampfambitionen. Körperliche Fitness ist hilfreich, aber nicht Voraussetzung – die kommt mit dem Training. Wichtiger sind Motivation und Respekt vor der Tradition.

Warum gibt es beim Schwingen kein Preisgeld?

Schwingen will bewusst Amateur bleiben. Die Tradition steht über dem Kommerz. Schwinger erhalten Naturalpreise wie Kühe, Stiere, Möbel oder Gutscheine. Der Schwingerkönig gewinnt einen lebendigen Muni (Stier). Diese Philosophie schützt den Sport vor Doping und Kommerzialisierung. Schwinger sind oft Bauern, Handwerker oder Angestellte – keine Profis.

Wie gefährlich ist Schwingen?

Schwingen ist intensiv, aber relativ sicher. Das Sägemehl dämpft Stürze, die Zwilchhosen geben stabilen Halt. Die häufigsten Verletzungen sind Zerrungen und Prellungen. Schwere Verletzungen sind selten. Die Kampfregeln (kein Würgen, keine Schläge) und der gegenseitige Respekt minimieren Risiken. Gutes Aufwärmen und Techniktraining sind wichtig.

Schwingen ist lebendige Schweizer Kultur. Der Sport verbindet Tradition mit Athletik, Respekt mit Wettkampf. Ob als Zuschauer am Eidgenössischen oder als Aktiver im Sägemehlring – Schwingen fasziniert.

Probiere es aus! Besuche einen Schwingclub in deiner Nähe oder erlebe die Atmosphäre eines Schwingfests live. Weitere Kampfsportarten findest du in unserem Kampfsportarten-Ratgeber.

Adrian

Sport-Enthusiast, SEO-Experte und Gründer von MCSport.ch. Adrian schreibt über Sporttrends, Fitness und aktiven Lifestyle in der Schweiz.

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