Das Wichtigste auf einen Blick
- Bouldern ist Klettern ohne Seil an Felsen oder Kunstwänden bis 4,5 Meter Höhe
- Perfektes Ganzkörpertraining: Kraft, Koordination, Problemlösung
- Einstieg extrem einfach – Kletterschuhe reichen, Hallen gibt es überall
- Olympisch seit 2020, boomt in der Schweiz mit über 50 Hallen
Bouldern ist Klettern in seiner reinsten Form. Keine Seile, keine Gurte – nur du, die Wand und das Problem. In wenigen Zügen musst du die Route lösen, bevor die Kraft nachlässt. Der Sport kombiniert körperliche Stärke mit Kreativität und Köpfchen. Dieser Ratgeber zeigt dir Techniken, Ausrüstung und wie du startest. Entdecke auch unseren kompletten Klettern & Outdoor Ratgeber.
Was ist Bouldern?
Bouldern kommt vom englischen «boulder» (Felsblock). Geklettert wird an natürlichen Felsblöcken oder künstlichen Wänden bis maximal 4,5 Meter Höhe. Statt Seil schützen dicke Matten (Crashpads) den Sturz.
Eine Boulder-Route heisst «Problem». Jedes Problem ist ein Rätsel: Welche Griffe nutzen? Welche Bewegung macht Sinn? Diese Kombination aus Kraft und Taktik macht Bouldern süchtig.
Warum Bouldern boomt
- Einfacher Einstieg: Keine Seilkenntnisse nötig
- Sozial: Gemeinsames Problemlösen in der Halle
- Flexibel: Alleine oder mit Freunden, 30 Minuten oder 3 Stunden
- Olympisch: Seit Tokio 2020 im Programm
Schwierigkeitsgrade
Boulder werden nach Schwierigkeit bewertet. In der Schweiz ist die Fontainebleau-Skala (FB) üblich:
| Grad | Niveau | Beschreibung |
|---|---|---|
| 3–4 | Anfänger | Grosse Griffe, einfache Züge |
| 5–5+ | Fortgeschritten | Kleinere Griffe, Technik nötig |
| 6A–6C | Geübt | Anspruchsvolle Moves, Kraft |
| 7A–7C | Stark | Athletisch, technisch komplex |
| 8A+ | Elite | Weltklasse-Niveau |
In Hallen werden oft Farben verwendet: Jede Farbe entspricht einem Schwierigkeitsbereich.
Grundtechniken im Bouldern
Griffarten
| Griff | Beschreibung | Belastung |
|---|---|---|
| Henkel | Grosser, positiver Griff | Gering |
| Leiste | Kleine Kante, nur Fingerspitzen | Hoch |
| Sloper | Runder Griff ohne Kante | Reibung |
| Zange | Griff mit Daumen gegenüber | Mittel |
| Loch | Ein bis drei Finger passen rein | Sehr hoch |
Fussarbeit
80% der Kraft kommt aus den Beinen. Gute Fussarbeit spart Energie:
- Antreten: Präzise auf kleine Tritte setzen
- Schmieren: Reibung auf Volumen nutzen
- Hooken: Ferse oder Zehen einhaken
- Dropknee: Knie nach innen drehen für Reichweite
Bewegungstechniken
| Technik | Anwendung |
|---|---|
| Eindrehen | Hüfte zur Wand, mehr Reichweite |
| Flaggen | Bein als Gegengewicht |
| Dynamo | Dynamischer Sprung zum Griff |
| Manteln | Auf einen Griff drücken (Topout) |
Training und Tipps für Einsteiger
Die ersten Sessions
Beginne in einer Boulderhalle. Dort findest du:
- Routen für alle Niveaus
- Dicke Matten für sichere Landung
- Leihschuhe und Beratung
- Andere Boulderer zum Austausch
Tipp: Starte mit den einfachsten Problemen (meist weiss oder gelb markiert). Konzentriere dich auf Fussarbeit statt auf Armkraft.
Häufige Anfängerfehler
Zu fest greifen: Entspannte Hände halten länger durch.
Arme gestreckt vergessen: Hänge mit gestreckten Armen, nicht mit gebeugten.
Füsse ignorieren: Schau auf deine Füsse, nicht nur auf die Hände.
Zu schnell zu schwer: Technik vor Schwierigkeit – sonst drohen Verletzungen.
Wenn du höher hinaus willst, schau dir Klettern mit Seil an.
Ausrüstung und Kosten
| Ausrüstung | Beschreibung | Kosten (CHF) |
|---|---|---|
| Kletterschuhe | Eng, mit Reibungssohle | 80–150 |
| Chalkbag | Beutel für Magnesia | 15–30 |
| Chalk | Magnesia für trockene Hände | 10–20 |
| Crashpad | Matte für Outdoor | 250–400 |
| Boulderbürste | Griffe reinigen | 10–15 |
Gesamtkosten Anfänger (Indoor): CHF 100–180
Hallenkosten
| Posten | Kosten (CHF) |
|---|---|
| Einzeleintritt | 25–35 |
| 10er-Karte | 200–280 |
| Monatsabo | 80–120 |
| Jahresabo | 700–1’000 |
| Schuhmiete | 5–8 |
Bouldern in der Schweiz
Top-Hallen
| Stadt | Halle | Besonderheit |
|---|---|---|
| Zürich | Minimum, Griffig | Gross, viele Routen |
| Bern | O’Bloc, Magnet | Moderne Anlagen |
| Basel | B2, Kletterhalle | Kombiniert mit Seilklettern |
| Luzern | Pilatus Indoor | Zentral gelegen |
| Lausanne | Totem, Bloczone | Französischsprachige Szene |
Outdoor-Spots
Die Schweiz bietet weltklasse Outdoor-Bouldern:
| Gebiet | Kanton | Niveau |
|---|---|---|
| Magic Wood | GR | Mittel–Elite |
| Chironico | TI | Alle Niveaus |
| Cresciano | TI | Mittel–Schwer |
| Murgtal | SG | Anfänger–Mittel |
| Fionnay | VS | Mittel–Schwer |
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Brauche ich Vorkenntnisse zum Bouldern?
Nein, Bouldern ist perfekt für Anfänger. Du brauchst weder Seilkenntnisse noch Erfahrung. In Hallen sind die einfachsten Routen für komplette Neulinge gemacht. Kletterschuhe kannst du leihen. Nach 2–3 Sessions verstehst du die Grundlagen. Nimm dir Zeit, beobachte andere und frag – die Boulder-Community ist offen und hilfsbereit.
Ist Bouldern gefährlich?
Bouldern ist relativ sicher, wenn du richtig fällst. Die Absprunghöhe ist begrenzt (max. 4,5m), dicke Matten dämpfen Stürze. Lerne früh, kontrolliert zu landen: Knie beugen, abrollen, nie auf gestreckte Arme fallen. Die häufigsten Verletzungen sind Fingerverletzungen durch Überlastung. Höre auf deinen Körper und steigere langsam.
Wie oft sollte ich bouldern?
2–3 Sessions pro Woche sind ideal für Anfänger. Dazwischen brauchen Finger und Muskeln Erholung. Übertraining führt schnell zu Sehnenproblemen. Nach 6–12 Monaten kannst du auf 3–4 Sessions steigern. Qualität vor Quantität: Lieber 90 Minuten fokussiert als 3 Stunden erschöpft.
Fazit
Bouldern ist der schnellste Weg in die Vertikale. Keine komplizierte Ausrüstung, keine langen Kurse – einfach Schuhe an und los. Der Sport fordert Körper und Kopf gleichermassen und macht in der Gruppe am meisten Spass.
Probier es aus! Besuch eine Halle in deiner Nähe und löse dein erstes Problem. Mehr über Klettern und Outdoor-Sport findest du in unserem Klettern & Outdoor Ratgeber.